Galopper des Jahrhunderts

ein Kandidat der Turfkönig-Wahl zum Galopper des Jahrhunderts

vorgestellt von Maike Hanneck

gez. 1990 v. Acatenango - Laurea v. Sharpman
Züchter: Gestüt Haus Ittlingen
Besitzer: Gestüt Ittlingen
Trainer: Heinz Jentzsch

Die Verantwortlichen des Japan Cup haben seit den frühen achtziger Jahren immer wieder deutsche Pferde eingeladen. Die liefen meistens ins Mittelfeld. Platini war ein vielbeachteter vierter Platz gelungen.

Das war der Stand, als der fünfjährige Lando 1995 ins Land der aufgehenden Sonne eingeflogen wurde. Er kam aus den USA, wo er im Breeders´ Cup Turf unplaziert gelaufen war. Den Kurs von Belmont hatte er als Zwölfter mit einer klaffenden Fleischwunde am Hinterbein beendet. Die japanischen Fernsehteams zeigten Lando bei der Morgenarbeit in Tokyo, wie sein Trainer Heinz Jentzsch den Verband kontrollierte. Die Arbeitsleistungen waren versprechend, vielleicht konnte Lando wieder an seinen Speed-Leistung aus dem Arc (Vierter) anknüpfen.

Taiki Blizzard, das zu dem Zeitpunkt gewinnreichste Pferd der Welt Narita Brian, und die Lieblingsstute der Japaner, Hishi Amazon, hießen die einheimischen Favoriten. Die letzten drei Entscheidungen hatten japanische Pferde gewonnen. Jetzt versuchten es Sandpit aus den USA, Hernando, Pure Grain und der Acatenango-Sohn Lando aus Europa.

Lando hatte Michael Roberts im Sattel. Der ließ ihn nahezu den ganzen Weg über an der Außenseite galoppieren, hinter dem Frontrenner Taiki Blizzard. Und das in bester Haltung. Als das Feld in die Gerade bog, ging Lando an Taiki Blizzard heran, der wehrte sich, doch waren seine Kräfte aufgezehrt - und plötzlich hatte Lando zweihundert Meter vor dem Ziel die Spitze! Würde er jetzt das hohe Tempo durchhalten können? Er konnte sogar noch zulegen, selbst der ungeheure Schlußakkord von Hishi Amazon gefährdete ihn nicht mehr. Leicht mit zwei Längen gewann der Ittlinger vor mehr als 150.000 Zuschauern das höchstdotierte Galopprennen der Welt.

Lando machte nicht nur sein vernichtender Speed aus (er hat den Derby-Rekord von Nereide gebrochen), sondern auch sein eigener Charakter. Es gab Rennen, die er auf dem Papier nicht hätte verlieren können, in denen er sich nicht entschliessen konnte, den Turbo zu zünden. So beim Iffezheimer Frühjahrsmeeting, als Lando im geschlagenen Feld einkam und sein Pacemaker Embarcadero beinah das Rennen gewonnen hätte.

Auch die ersten Starts als Dreijähriger waren eine Katastrophe. Der Winterfavorit knüpfte einfach nicht an seine im Zweijährigenalter gezeigten Leistungen an. Als hätte er sich die Kraft für die wichtigen Dinge im Leben aufgespart, war er genau im Derby wieder der Alte, überrannte den Trainigsgefährten Monsun nach grandioser Aufholjagd nahezu überlegen. Seine Stellung als Champion aller Jahrgänge festigte er mit dem Sieg im Großen Preis von Baden nach einem Kopf-an-Kopf-Endkampf gegen Platini. Trotzdem nahmen ihm die Zuschauer das Launische übel und wählten kurzerhand Monsun zum Galopper des Jahres.

Seine Bilanz: 22 Starts, 10 Siege, 3 Plätze. Er wurde mit über 5 Mio. DM Gewinnsumme zum gewinnreichsten Galopper Europas, und zum schnellsten in Deutschland trainierten Pferd auf der Derby-Distanz (2:24,4 min).

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